Zwischen der A7, Ausfahrt Schnelsen Nord (bei IKEA) und dem Flughafen gibt es eine Rechtskurve, vor der oft (unnötig) gebremst wird. Gut 100 Meter vor der Ampel werden aus zwei kurzfristig vier Spuren. Links geht es nach Norderstedt und Poppenbüttel, rechts – im weiteren Verlauf der Straße – zum Flughafen Hamburg. Die Ampel Richtung Fuhlsbüttel ist vor der Kurve zugegebenermaßen nicht optimal einzusehen. Dennoch.
Ich bin auf der linken Spur und setze quasi zum Überholen an, als ich auch schon wieder bremsen muss. Ein Auto nach dem anderen wechselt die Spur, und ich mache ein Taxi mit eingeschaltetem Warnblinklicht als Hindernis vor mir aus. Ich wechsele ebenfalls die Spur und sehe einige kleinere Plastikteile auf der Fahrbahn rechts vom Taxi und auch davor.
Dann sehe ich den Grund für die Betriebsaufgabe: Ein junges Reh liegt etwa fünf Meter vor dem Taxi und zuckt mit verzweifeltem Blick in unregelmäßigen Abständen mit Augen voll von Agonie. Ich möchte weinen, bringe aber nur ein paar trockene und abgehackte Schluchzer aus. Ich friere plötzlich, was nichts sein dürfte gegen die Kälte im Herzen des Tieres.
Ich zwinge mich loszulassen, was sich als recht schwierig erweist. Beim Blick in den linken Außenspiegel kann ich den Atem des Tieres sehen, der wie ein Dampfstrahl über den kalten Asphalt geschoben wird. Dort endet ein Leben vor meinen Augen und ruft mir ins Bewußtsein, warum Verkehrsschilder „Wildwechsel“ aufgestellt werden.